Im Jahr 1888 wurde in Aistaig ein Veteranen- und Militärverein gegründet, und in den Jahren 1924 und
1925 entstand in diesem Verein eine Kleinkaliberabteilung. Die Schützen üebten damals auf einem Platz
unterhalb des Bollerfelsens, das Gasthaus Linde in der Boller Steige war ihr Vereinslokal. Schon bald
war ein reger Schießbetrieb zu verzeichnen, und dank hervorragender Schützen, die auch aus der
Belegschaft der Oberndorfer Waffenfabrikanten kamen, rangierten die Aistaiger im damaligen
Schüverband im Oberamt Sulz nach kurzer Zeit an vorderster Stelle. Dank dieses Aufschwungs
konnte schon im September 1926 ein zweitägiges Bezirksschießen in Aistaig ausgerichtet werden, ein
weiteres dann am 3 Juli 1933. Nach diesem bemerkenswerten sportlichen Aufschwung verwirklichten
die Aistaiger Schützen in den Jahren 1932 und 1933 Ihren Plan, in der Sommerhalde mit dem Bau einer
Kleinkaliberanlage mit fünf 50-Meter-Bahnen eine zeitgemäe Schießanlage zu schaffen. Sicherheits-
und Umweltschutzvorkehrungen wie Blenden, Kugelfang und dergleichen waren damals noch nicht üblich.
Während des Zweiten Weltkriegs konnte der Verein den Schießbetrieb aufrechterhalten, das
Kriegsende aber bedeutete auch das Ende des Vereins, denn die Besatzungsmacht erließ ein striktes
Schießverbot. Schützenvereine wurden untersagt oder aufgelöst, ihr Vermögen wurde beschlagnahmt.
Zu jener Zeit wurde das Aistaiger Schützenhaus als Jugendhaus an den Christlichen Verein junger
Männer ( CVJM ) übertragen, der nun das Haus verwaltete, in Stand setzte und ihm den Namen
„Vogelnest“ gab.
Die Lockerung des allgemeinen Schießverbots in den 50er-Jahren nahm Viktor Schermann zum Anlass
zur Neugründing eines Schützenvereins einzuladen. Am 19 September 1958 trafen sich die
Interessenten im Gasthaus Krone, und die 18 Versammlungsteilnehmer beschlossen, einen neuen
Aistaiger Schützenverein ins Leben zu rufen und Ihm den Namen Sportschützen Aistaig zu geben. Als
Gründungsmitglieder zeichneten Adolf Blocher, Helmut Hartman, Kurt Hofgärtner, Walter Joost senior,
Werner Kopp, Josef Kretzler, Manfred Link, Viktor Schermann, Erich Schweikle, Fritz Steidinger, Walter
Sovdat, Wilhelm und Willi Trick, Erich Übelhör, Anton Wagner, Adolf Walter, Manfred Wössner und
Kurt Zillich. Zum Oberschützenmeister wurde Viktor Schermann gewählt; Schützenmeister Kurt
Zillich; Kassier wurde Erich Schweikle und Schriftführer Walter Sovdat.
Die wichtigsten Aufgaben für die Vorstandschaft waren nun, erstens Geld zu beschaffen, und zweitens,
das ehemalige Schützenhaus wieder in den Vereinsbesitz zu übernehmen. Letzteres Vorhaben
erforderte zähe Verhandlungen mit dem CVJM, die letztlich jedoch erfolgreich waren. Am 1 April 1959
ging das Schützenhaus gegen eine Ablösesumme von 255 Mark wieder in den Besitz der Sportschützen über.
Mit dem Neubeginn des Schießbetriebs wuchs auch die Mitgliederzahl bald auf 65 Schützen, 15 von Ihnen
kamen von Weiden. Das erste Preisschießen wurde am 28 Juni 1959 ausgetragen.
Um sich neben Beiträgen und Spenden eine weitere Einnahmequelle zu erschließen, wurde der Antrag
auf eine Schankkonzession gestellt, die am 8. November 1959 erteilt wurde. 1960 wurde der Verein ins
Vereinsregister eingetragen und schloss sich im selben Jahr dem Schützenkreis Neckar-Zollern an. Der
Umbau samt Erweiterung des Schützenhauses in den Jahren zwischen 1963 und 1967 wurde zur großen
Bewährungsprobe des Vereins. Als sich die Vereinskasse zusehends leerte, schwand auch der
Idealismus im Verein. Immer wieder stand das Fortbestehen des Schützenvereins damals auf Messers
Schneide. Dank einer großzügigen Spende des Unternehmers Rudolf Mey (Mafell), eines kleineren
Kredits der Gemeinde, eines Zuschusses aus Lotto-Mitteln und dank dem unbeugsamen Willen einiger
Vereins-Getreuen konnte die Vereinskrise schließlich überwunden werden. Sportlich immerhin zeigte
sich der Verein auch in jenen schwierigen Jahren erfolgreich. Die Jugendmannschaft mit den Schützen
Roland Spies, Werner Spies, Frank Kretzler und Dieter Reuter erreichte bei Kreismeisterschaften den
zweiten Platz.
Bei der Generalversammlung im Jahr 1967 löste Kurt Hofgärtner den bisherigen Vereinsvorsitzenden
und Oberschützenmeister Viktor Schermann ab, der für seine Verdienste zum Ehren-
Oberschützenmeister ernannt wurde. Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins nach seiner
Neugründung wurde ein Pokalschiessen ausgerichtet, bei dem Mitglieder und Nichtmitglieder getrennt
antraten. Dies war der Vorläufer für das spätere Rudolf-Mey-Gedächtnis-Pokalschießen der örtlichen
Vereine und Betriebe, das von 1970 an alljährlich abgehalten wurde. Ein Jahr zuvor wurde der Plan für
die heutige 25m und 50m-Anlage erstellt, am 23. Oktober 1971 die Fertigstellung des Anbaus am
Schützenhaus gefeiert.
Am 8. Januar 1973 übernahm Günther Elter von Kurt Hofgärtner das Amt des Oberschützenmeisters.
Hofgärtner hatte den Verein sechs Jahre geleitet. Im Mai desselben Jahres waren die Erweiterung der
Schießbahn auf vier 50-Meter-Bahnen und auch der Bau der beiden neuen 25-Meter-Bahnen vollendet.
Gebührend gefeiert wurde 1975 drei Tage lang das 50-Jahre-Jubiläum des Vereins. Zähe Verhandlungen
mit der Gemeinde Aistaig waren unter der Amtszeit Elters nötig, um die alte Schützenfahne aus dem
Jahr 1871 wieder in den Besitz des Vereins übernehmen zu können. Und gemeistert wurde während
Elters Amtszeit auch die Errichtung von sechs 10m-Luftgewehrständen oberhalb der 25m und 50m-
Stände und die Einrichtung eines schmucken Schützenzimmers. Überdies wurde in der 25m-Bahn eine
Duell-Anlage aufgestellt.
Jürgen Koch, der bereits seit Mitte 1983 den erkrankten Günther Elter kommissarisch vertreten hatte,
wurde am 13. Januar 1984 offiziell zum Oberschützenmeister gewählt. Während seiner Amtszeit
engagierten sich die Schützen alljährlich beim Aistaiger Dorffest mit einem zunächst ausgeliehenen und
später selbstgebauten Schießstand. Zu Kochs Nachfolger wurde 1991 dessen Stellvertreter Werner
Gleixner gewählt. Im ersten Jahr seiner Amtszeit verzeichnete man beim 20. Rudolf-Mey-
Gedächtnispokalschießen die Rekordbeteiligung von 200 Schützen, verteilt auf 40 Mannschaften.
Berufsbedingt musste Gleixner sein Amt 1995 an Karl Heinz Brändle übergeben. Dieser legte neben der
Stärkung der sportlichen Aktivitäten besonderen Wert auf die Gemeinschaft im Verein und organisierte
zahlreiche Ausflüge. Tief getroffen hat die Vereinsgemeinschaft der plötzliche und frühe Tod des
Schützenmeisters Hans „Hannes“ Prunner am 14. November 2001.
Auch zahlreiche Bauarbeiten am und im Schützenhaus wurden unter der Regie des
Oberschützenmeisters Brändle bewältigt, und die zunehmende Beliebtheit des sonntäglichen
Frühschoppens im schmucken Vereinsdomizil war mit ein Zeichen dafür, dass sich inzwischen auch die
nicht Schießsportbegeisterten Aistaiger im Schützenhaus wohl fühlten. Im Jahr 2011 erzwangen die
stets strenger werdenden Umwelt- und Sicherheitsbestimmungen eine Modernisierung des 50-Meter-
Schießstands, die so geplant wurde, dass in Zukunft auch zusätzliche Disziplinen wie Ordonanzgewehr,
Unterhebel-Repetierer und Vorderlader-Schießen möglich waren. Überdies waren zu jener Zeit
umfangreiche Dämm-Maßnahmen gegen Lärm notwendig, um die für Schützenhäuser neu geforderte
immissionsschutzrechtliche Genehmigung zu erhalten.
Nachdem alle Bedingungen für den weiteren Betrieb der Schießanlage erfüllt waren, konnte diese nach
mehrjähriger Umbauzeit am 13. Dezember 2014 wieder eröffnet werden. Um den Aistaigerinnen und
Aistaigern alle Neuerungen vorzustellen, wurde am 27. Juni 2015 zu einem Pokalschießen mit
Ordonanzgewehren eingeladen.
In 2015 besuchten wir die „Schützengesellschaft Gersau“ zu einem 300m Freundschaftsmatch in der Schweiz.
Weitere Programmpunkte waren ein Besuch der Festung Vitznau und eine Rundfahrt mit dem Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee.
Seit 2016 konnten sich Aistaiger Schützen mehrfach zu den Deutschen Meisterschaften qualifizieren.
In 2018 kamen unsere Schweizer Schützenfreunde der „Schützengesellschaft Gersau“ nach Aistaig zu einem 25m Freundschaftsmatch,
gemeinsamem Grillen, einem Firmen- und Waffenmuseumsbesuch.
In 2019 stand, bei unserem zweiten Ausflug nach Gersau, ein 300m Schießen, eine Stadtführung
und eine Fahrt mit der Standseilbahn auf den Stoos und weiter mit dem Sessellift auf den Frontalpstock auf dem Programm.
Sportlich erhöhte sich in Aistaig die Anzahl der Sportpistolen-Mannschaften auf vier und der Großkaliber-Mannschaften auf drei.
Auch die Anzahl der Vereinsmitglieder entwickelt sich positiv.
Diese Traditionen und erfolge vermitteln den Aistaiger Vereinsschützen die Zuversicht,
auch die Herausforderungen der Zukunft zu bestehen und
das Vermächtnis der Oberschützenmeister zu erfüllen, die seit der Wiedergründung des Vereins die
Schützengemeinschaft führten. Dies waren von 1958 bis 1960 Viktor Schermann, von 1961 bis 1962
Walter Joost, von 1963 bis 1966 abermals Viktor Schermann, von 1967 bis 1972 Kurt Hofgärtner, von
1973 bis 1983 Günther Elter, von 1984 bis 1990 Jürgen Koch, von 1991 bis 1994 Werner Gleixner, von 1995 bis 2010 Karl-Heinz Brändle
und von 2011 bis 2022 Karlheinz Ozeler. Seit 2023 steht Jörg Burger als Oberschützenmeister an
der Spitze der Sportschützen Aistaig.
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